Der Versuch der visionären Dame

Eine Geschichte, die das Leben schreibt.

Sie hat das Zeug zum Heldinnen-Epos, die Geschichte vom Kunst:Raum Gmunden und seiner Initiatorin Heidi Zednik: Eine Amerikanerin kommt in eine ländliche Region. Mit ihren Ideen stößt sie auf Skepsis und Desinteresse. Sie gewinnt eine kleine Schar an Verbündeten und es gelingt, die Idee umzusetzen. Die Kritiker sind eines Besseren belehrt, die Fremde wird als Heldin gefeiert. Nun: Ganz so ist es leider nicht gekommen.

Zwei Jahre, nachdem das Projekt Kunst:Raum Gmunden ins Leben gerufen wurde, sagt Heidi Zednik: „Alle haben gesagt, dass das in Gmunden nicht geht. Mittlerweile glaub ich das auch.“ Also wird das wohl eine Geschichte darüber, warum sich das echte Leben oft nicht wie ein Hollywood-Film entwickelt.

Kunst:Raum Gmunden

Kunst:Raum-Team Ferdinand Reisenbichler, Petra Kodym und Heidi Zednik (von links). Foto: Anette Friedel

20 Jahre lang lebt Zednik als Künstlerin in Asheville in North Carolina. Dort erlebt sie den Aufstieg der vom Aussterben bedrohten Stadt zur vibrierenden Künstlerresidenz, die viele Touristen anlockt. Die Idee, Künstler zu vernetzen und zeitgenössische Kunst räumlich zu bündeln hat sie im Gepäck, als sie an den Traunsee zieht. In der Traungasse, die sich in der Gmundner Altstadt steil Richtung Traunsee senkt, sieht sie dafür Potential.

In Petra Kodym und Ferdinand Reisenbichler findet sie Mitstreiterinnen für ihre Ideen. Das Projekt Kunst:Raum nimmt erste Formen an. 2016 gelingt der große Wurf: Für zwei Jahre kann eine Förderung aus dem Leader-Programm für Personal-, Miet- und Materialkosten lukriert werden. Die drei mieten einen Raum am oberen Ende der Traungasse. Er dient als Ausstellungs- und Auftrittsfläche für junge oder bisher unbekanntere Künstler. Ein monatlicher Veranstaltungskalender informiert über Konzerte, Lesungen und Vernissagen in der Region.

Ganz wesentlich ist die Vernetzung der Akteure. Kunstschaffende, die am Sprung in die Professionalisierung sind, werden mit Infos versorgt und mit etablierten Künstlern vernetzt. Internationale Vernetzungen bringen neue Inputs in die lokale Szene. In einem Jour Fixe stimmen sich Stadtverwaltung, Tourismus, Kammerhof-Museum und Kunst:Raum ab.

Kunst:Raum Gmunden

Fahnen der Künstlerin Regine Pots schmücken die Gmundner Traungasse. Foto: Kunst:Raum Gmunden

Die Arbeit trägt Früchte. Mittlerweile haben sich 12 Ateliers und Galerien angesiedelt. Etablierte Institutionen werden belebt, inhaltliche Schwerpunkte bekommen einen besonderen Drive. Bisher unbekannte Kunstschaffende erhalten Sichtbarkeit und Zuspruch.

Dennoch: Nach dem Auslaufen der Förderung wird der Kunst:Raum wohl nicht mehr in dieser Form weiterbestehen. Ein Crowdfunding im Herbst 2017 brachte nicht den erhofften Erfolg. Zu groß war die Hürde der Kunstinteressierten, sich an der hier noch wenig bekannten Finanzierungsform zu beteiligen. „Es war sehr aufwändig. Hätten wir diese Energie woanders eingesetzt, hätten wir wahrscheinlich doppelt so viel rausgeholt“, zieht Zednik Resümee. Also wird der Raum mit Ende Mai aufgegeben, das Team ehrenamtlich und deutlich eingeschränkter agieren. Bis in den Herbst hinein werden Veranstaltungen stattfinden.

Auch wenn sie die Skeptiker nun nicht eines Besseren belehren konnte, zieht Heidi Zednik Positives aus den Erfahrungen: „Wir haben so viel gelernt. Für mich ist dieses Projekt meine zweite Kunst-Uni.“

 

Infos und Veranstaltungen: www.kunstraum-gmunden.com

 

 

Dieser Artikel ist im oö. Kulturbericht 5/2018 erschienen.