„One fits all“ gilt am Berg nicht mehr

Um sich im Wettbewerb der Winterdestinationen zu bewähren, setzen Oberösterreichs Skigebiete auf klare Positionierung und Kundenservice. Ziel ist es, die Zahl der Nächtigungsgäste aus Osteuropa weiter zu erhöhen.

Hochficht Bergbahnen

Hochficht Bergbahnen

Die Ansprüche der Skifahrer haben sich grundlegend geändert. „Heute steht die Leichtigkeit im Vordergrund. Der Gast will bequem anreisen, auf gut präparierten Pisten fahren und genussvoll essen“, sagt Gerald Paschinger, Geschäftsführer der Hochficht Bergbahnen. Genuss hat den Anspruch abgelöst, möglichst oft talwärts zu fahren.

Deshalb positioniert sich der Hochficht als Skigebiet, indem Familien mit Leichtigkeit Skitage verbringen können. In der 2013 eröffneten Skiarena wurden Kassa, Sporthändler, Skischule, Bergrettung und Gastronomie gebündelt, um die Wege kurz zu halten. Für angenehme Familienskitage sollen ein Restaurant mit Indoor-Spielplatz, Sessellifte mit Kindereinstieg und ein neuer Kinder-Ski-Park sorgen.

Ziel sei es, vor allem die Zahl der Übernachtungsgäste zu steigern, so Paschinger. Derzeit kommt der Großteil der Skifahrer für einen Tag ins Skigebiet, etwas mehr als ein Drittel nächtigt in der Region. Zum Vergleich: Oberösterreichweit nächtigen 44 Prozent der Gäste in den Skigebieten.

Auf den Spaßfaktor beim Skifahren setzt die Skischaukel Dachstein West, die Gosau, Russbach und Annaberg verbindet. Snow-Cross-Strecken, Buckelpisten, Rennstrecken und Fun-Parks sorgen für Abwechslung. Auch hier wird laufend investiert: Rund 16 Millionen € seien heuer in neue Lifte, Beschneiungsanlagen und Parkplätze geflossen, so Dietmar Tröbinger, Geschäftsführer der oberösterreichischen Seilbahnholding, die die Skigebiete Dachstein West, Krippenstein und Feuerkogel führt. Die Effekte sind spürbar: Die Anzahl der Übernachtungsgäste steige und liege derzeit bei 60 Prozent. Die Hotellerie ziehe mit Investitionen nach und realisiere größere Hotelprojekte. „Das ist für uns wichtig, weil wir damit eine neue Gästeschicht ansprechen können“, sagt Tröbinger.

Die „Freesports Arena Dachstein Krippenstein“ setzt mit ihrem Angebot vor allem auf Trendsportler wie Freerider, Tourengeher, Paragleiter oder Eiskletterer. Am Krippenstein und am Feuerkogel stehen Schneeschuhwanderern beschilderte und gespurte Trails zur Verfügung. „Wenn wir uns an Trends anpassen und Qualität bieten, sind Gäste bereit, für die Angebote zu zahlen“, so Tröbinger.

Nachwuchsfahrer

Der Weltcuport Hinterstoder will mit seinem Renn- und Trainingszentrum vor allem sportliche Fahrer erreichen, die Wurzeralm setze hingegen auf das Naturerlebnis und spricht gezielt auch Freerider und Tourengeher an, so Helmut Holzinger, Vorstand der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen und Obmann der Fachvertretung Seilbahnen in der Wirtschaftskammer. Heimische Gäste würden immer häufiger Saisonkarten kaufen, die in mehreren Skigebieten gelten. Um den Nachwuchs fürs Skifahren zu begeistern, haben die Vertreter der Seilbahnen gemeinsam mit dem Land Oberösterreich verschiedene Angebote entwickelt. So erhalten oberösterreichische Schüler die Liftkarte gratis, wenn sie ihren Schulskikurs im Bundesland verbringen.

Wertschöpfung

Rund 120 Millionen € haben die oberösterreichischen Seilbahnbetriebe in den vergangenen zehn Jahren in Lifte, Beschneiungsanlagen und Service-Infrastruktur investiert. Investitionen, die sich für Holzinger auszahlen: „Im vergangenen Winter konnten wir mit einer Woche Beschneiung die Wertschöpfung einer gesamten Saison absichern“. Auch wenn die oberösterreichischen Skigebiete mit 1,75 Millionen von 54 Millionen Skifahrtagen pro Saison österreichweit nur einen kleinen Anteil des Skitourismus ausmachen, ist die Wertschöpfung im Bundesland dennoch nicht zu verachten. Mit 145 Millionen € Gesamtumsatz konnten die Skigebiete Dachstein West, Krippenstein, Hochficht, Kasberg, Feuerkogel, Hinterstoder und Wurzeralm laut einer Befragung im Winter 2012/2013 eine Bruttowertschöpfung von 75 Millionen € generieren. Rund ein Fünftel der Umsätze erwirtschafteten dabei die Seilbahnunternehmen, großen Anteil haben auch Hotellerie und Gastronomie sowie der Sportartikelhandel.

Osteuropa

Deshalb setzen die sieben Skigebiete, die unter der Marke Snow&Fun im Marketing kooperieren, seit einigen Jahren verstärkt auf den Übernachtungsgast. „Der Tagesgast ist ausgeschöpft“, sagt Heinz Gressenbauer, Themenmanager Wintersport des Oberösterreich Tourismus. Die Auswirkungen sind spürbar: Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Zahl der Ankünfte im Winter in ganz Oberösterreich um 33 Prozent auf knapp 950.000 erhöht. Derzeitige Hauptmärkte sind Österreich, Deutschland und Tschechien. Weiteres Aufholpotential sieht Gressenbauer in Osteuropa, wo insbesondere Polen als Zukunftsmarkt bearbeitet werden soll.

Veröffentlicht im Wirtschaftsblatt Regional, November 2014

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