Bühne

Ich will wieder auf die Bühne

2015 ist Sarah Anna Fernbach eine Teenagerin, die gerne textet und Kurse für Kreatives Schreiben besucht. Poetry Slams kennt sie nicht. Drei Jahre später ist sie österreichische Meisterin im modernen Dichterwettstreit. Die gebürtige Paschingerin hat den Sprung vom Schreiben im stillen Kämmerlein auf die Bühne gewagt. Und gewonnen.

Ihr Umfeld hat den Anstoß gegeben, dass Sarah Anna Fernbach heute eine der erfolgreichsten österreichischen Poetry-Slammerinnen ist. Da ist ihre Cousine, die sie 2015 erstmals zu einem Slam in die Tabakfabrik mitnimmt. Und dann sind da ihre Freundinnen, die sie bestärken, selbst anzutreten. Im Jänner 2016 wagt sie es schließlich und meldet sich für die offene Bühne im Solaris an. Allerdings schwindet die anfängliche Überzeugung, das richtige zu tun, je näher der Auftritt rückt. „Glücklicherweise zittern bei mir nicht die Hände, in denen ich den Text halte. Bei mir sind es die Beine“, sagt sie. Mit weichen Knien tritt sie an. Gleich danach weiß sie: „Ich will wieder auf die Bühne.“

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Die 20-jährige Wirtschaftsrechtstudentin Sarah Anna Fernbach tourt als Poetry Slammerin im deutschsprachigen Raum. Foto: Benjamin Thomes

So wie Fernbach wagen sich regelmäßig neue Slammerinnen und Slammer aller Altersgruppen auf die Bühnen im Solaris, im MKH Wels, bei den U20-Slams im Theater Phönix und den Hörsaal-Slams an der JKU. Das Publikum ist wohlwollend. „Es weiß ja, dass man das zum ersten Mal macht,“ sagt Fernbach. Der Verein Postskriptum, der in Oberösterreich seit 14 Jahren Poetry Slams organisiert, vermittelt in Workshops Tipps und Tricks fürs Texten und Vortragen.

Fernbach empfiehlt Interessierten, einfach drauflos zu schreiben und möglichst wenig daran zu denken, dass man für Poetry Slams textet. Vom Kopieren von Youtube-Stars rät sie hingegen ab. „Einfach schreiben und laut vorlesen, dann merkt man schon, wie es funktioniert.“ Dazu hilft Feedback aus dem Freundeskreis. Sie selbst trägt pro Saison drei bis vier Texte häufig vor und löst diese schrittweise durch neue ab. „Es dauert zwei bis drei Monate, bis ein neuer Text entsteht. Ich trage frei vor, da will ich mich damit wohlfühlen“, sagt sie.

Da die österreichische Slam-Szene offen auf Neue zugeht und Talente fördert, kann Fernbach bald auch in anderen Städten bei Slams antreten. Und ist schnell erfolgreich: 2017 wird sie erstmals österreichische U20-Meisterin. Im Herbst 2018 gewinnt sie die deutschsprachige U20-Meisterschaft in Paderborn. Und im Oktober folgt schließlich der Titel bei den Österreichischen Poetry Slam Meisterschaften in Klagenfurt.

So wie einige weitere oberösterreichische Slammerinnen und Slammer wird auch Fernbach mittlerweile auf Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum eingeladen. Faire Bezahlung ist dabei ein ungeschriebenes Gebot in der Slam-Szene. Es sind aber vor allem die Bühnenerfahrung und die unmittelbare Rückmeldung des Publikums, die für viele den Reiz des Slammens ausmachen. Deshalb ermutigt Sarah Anna Fernbach alle Interessierten, es einfach auszuprobieren: „Der erste Slam ist ein Sprung ins kalte Wasser. Aber er lohnt sich. Und wenn es nicht klappt, kann auch nicht viel passieren.“

Information:

Workshops und Auftrittsmöglichkeiten: www.postspriktum.at

Bühnen und Termine:

  • Tabakfabrik (geladene Bühne): Zweiter Freitag im Monat
  • MKH Wels (teils offen, teils geladen): Zweiter Samstag im Monat
  • Solaris (offene Bühne): Letzter Donnerstag im Monat

Dieser Artikel ist im oö. Kulturbericht 1/2019 erschienen.

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