Platz da!

Kein Platz mehr

Im Laufe eines Lebens sammelt sich vieles an: Kleidung, Geschirr und Möbel, Bücher, Fotos und Steuererklärungen. Selbst wer sich vornimmt, nur das Notwendigste anzuschaffen und seine Umzüge für radikales Ausmisten nutzt, steht bald wieder in vollgeräumten Zimmern. Also mietet Bruno eine weitere Wohnung für seine Bibliothek. Aber auch dort zeigt sich schon bald: Kein Platz mehr.

Auch Willi, Rudi und Franca kämpfen um Raum und suchen nach Einfachheit und Ruhe. So wie Josefine, die ein Grundstück im geschützten Moorgebiet kauft, auf dem sie nicht einmal eine Gartenhütte errichten darf. Bruno hingegen verbringt seine Tage auf einem Sofa hinter dem Schrank, der seine Blicke vor dem Durcheinander im Zimmer schützt. Andere sehnen sich nach einer einsamen Insel. Aber auch dort findet man wohl kaum Ruhe, meint Margit Schreiner: „Zum Beispiel, David Copperfield liegt gerade mit seiner in Orth am österreichischen Traunsee angeheirateten blutjungen Frau am weißen Strand seiner eigenen Insel und will sich an sie ranmachen, da rattert Nicolas Cage auf seinem Wassermotorradschlitten auf einen Drink vorbei.“

Lakonisch, mit viel Witz und schwarzem Humor beschreibt Schreiner unsere westliche Konsumgesellschaft: Erst verbringen wir unsere Zeit mit dem Erwerb von diesem und jenem. Um danach unsere Zeit damit zu verbringen, es wieder loszuwerden. Margit Schreiner räumt also auf. Und reflektiert dabei gleich auch noch die problematische Müllentsorgung in Süditalien, die Enge in Japans Wohnungen und die Herausforderung, einen neuen Laptop aufzusetzen. Sie schreibt über das Dasein von Schriftstellern und denkt über das Altern nach. Auch hier zeigt sich: „Die Krankenhäuser und Hospize sind überfüllt, da kommst du als Sterbender noch auf die Warteliste.“

Verlagsinfo zum Buch

Diese Buchrezension ist im oö. Kulturbericht 5/2018 erschienen.

Gesamte Bücherliste des Blogs